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Meergruß

Thalatta!

Thalatta!  Sei mir gegrüßt, du ewiges Meer!  Sei mir gegrüßt zehntausendmal,  Aus jauchzendem Herzen,  Wie einst dich begrüßten  Zehntausend Griechenherzen,  Unglückbekämpfende, heimatverlangende,  Weltberühmte Griechenherzen.      Es wogten die Fluten,  Sie wogten und brausten,  Die Sonne goß eilig herunter  Die spielenden Rosenlichter,  Die aufgescheuchten Möwenzüge  Flatterten fort, lautschreiend,  Es stampften die Rosse, es klirrten die Schilde,  Und weithin erscholl es wie Siegesruf:  Thalatta!

Thalatta!      Sei mir gegrüßt, du ewiges Meer!  Wie Sprache der Heimat rauscht mir dein Wasser,  Wie Träume der Kindheit seh ich es flimmern  Auf deinem wogenden Wellengebiet,  Und alte Erinnerung erzählt mir aufs neue  Von all dem lieben, herrlichen Spielzeug,  Von all den blinkenden Weihnachtsgaben,  Von all den roten Korallenbäumen,  Goldfischchen,

Perlen und bunten Muscheln,  Die du geheimnisvoll bewahrst,  Dort unten im klaren Kristallhaus.      O! wie hab ich geschmachtet in öder Fremde!  Gleich einer welken Blume  In des Botanikers blecherner Kapsel,  Lag mir das Herz in der Brust.  Mir ist, als saß ich winterlange,  Ein Kranker, in dunkler Krankenstube,  Und nun verlaß ich sie plötzlich,  Und blendend strahlt mir entgegen  Der smaragdene Frühling, der sonnengeweckte,  Und es rauschen die weißen Blütenbäume,  Und die jungen Blumen schauen mich an,  Mit bunten, duftenden Augen,  Und es duftet und summt, und atmet und lacht,  Und im blauen Himmel singen die Vöglein —  Thalatta!

Thalatta!      Du tapferes Rückzugherz!  Wie oft, wie bitteroft  Bedrängten dich des Nordens Barbarinnen!  Aus großen, siegenden Augen  Schossen sie brennende Pfeile;  Mit krummgeschliffenen Worten  Drohten sie mir die Brust zu spalten;  Mit Keilschriftbillets zerschlugen sie mir  Das arme, betäubte Gehirn —  Vergebens hielt ich den Schild entgegen,  Die Pfeile zischten, die Hiebe krachten,  Und von des Nordens Barbarinnen  Ward ich gedrängt bis ans Meer  Und frei aufatmend begrüß ich das Meer,  Das liebe, rettende Meer —  Thalatta!

Thalatta!

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Heinrich Heine (13 December 1797 – 17 February 1856) was a German poet, writer and literary critic. He is best known outside Germany for his ear…

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